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Anfang der 1970 Jahre und nach einigen Italienurlauben stellte ich fest, dass der Wiener eigentlich beim Essen sehr italophil ist, aber das Angebot an italienischen Restaurants in Wien war damals sehr bescheiden.
So beschloss ich, nach einigen Jahren in der elterlichen Tabak Trafik, vom Tabakgenuss zum Gaumengenuss zu wechseln und eröffnete im Jahr 1974 in Wien die erste echte Holzofen-Pizzeria, in der ich mich im Laufe der Zeit zum erfolgreichen Hefefladen-Bäcker Wiens entwickelte.
Die Pizzeria „Grado“ - benannt nach meinem damaligen Sehnsuchtsort - wurde bald zum Hotspot für Genießer der italienischen Küche.
Da das leibliche Wohl aber nicht nur auf das Essen beschränkt ist, widmete ich mich immer mehr der Geschmacksvielfalt des Weines und gründete 1984 eine Weinkellerei für österreichischen- sowie eine Import-Vinothek für italienischen Wein.
Mit viel Enthusiasmus versuchte ich, guten und genussvollen Wein an deren Liebhaber zu bringen.
Damit war ich 1986 der erste österreichische Weinproduzent, der auf der "Vinitaly" hochwertigen österreichischen Wein präsentierte.
Mein Mut wurde belohnt.
Mit der Zeit wurden immer mehr Journalisten und Weinliebhaber auf mich aufmerksam und kürten meine Vinothek zu den Besten des Landes.
Prämierungen der Zeitschrift Falstaff und die Auszeichnung als österreichischer Salonsieger für meine Weinselektionen waren der Lohn für mein Engagement.
Mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft änderte sich jedoch das Konsumentenverhalten und ich musste schweren Herzens, mein auf drei Vinotheken angewachsenes Geschäftsfeld, schließen.
Ab dieser Zeit widmete ich mich dem Großhandel für Wein, um den Genuss besonderer Spezialitäten in die Gastronomie zu bringen. In dieser Zeit lernte ich, so skurril es klingen mag, auf der Weinmesse in Verona einen exzellenten Kaffeeröster mit seinem genussvollen Kaffee kennen.
Sofort war mein Herz nicht nur dem Wein, sondern auch dem Kaffee zugetan. Gerne nahm ich seinen Kaffee in mein Vertriebsprogramm auf und belieferte damit die Gastronomie in Wien und Umgebung.
Der Erfolg blieb nicht aus und so belieferte ich mit einigen Mitarbeitern und 5 LKW`s bald 200 Gastronomiebetriebe. Ganz nebenbei baute ich 2002 mit dem Weingut Semmler eine eigene Weinkellerei in Hohenruppersdorf auf, wo ich schöne trinkfreudige Weißweine (Supremus) und süffige Rotweine (Optimus) erzeugt habe.
Leider wurde es 2008 auf Grund meines fortschreitenden Alters einfach zuviel und ich verkaufte meinen Kundenstock und Anteile an der Weinkellerei.
Die Suche nach dem Genuss gab ich nie auf. Um zu meinen ersten Wurzeln zurückzukehren, kaufte ich ein Restaurant in Wien-Döbling. In der „Cantinetta di Gianni“ versuchte ich den Gästen meine Erfahrung in Punkto Geschmack und Genuss erfolgreich näher zu bringen.
Es war eine schöne Zeit mit vielen heiteren Anekdoten, die ich als Koch und meiner lieben Frau im Service, erlebten.
Selbstverständlich war auch in dieser Zeit der Kaffee immer ein großes Thema, denn meinen Kaffeegroßhandel betrieb ich mit Liebe weiter.
2014 lernte ich den Kaffeeröster Luigi Mardegan aus Noventa di Piave mit seiner Holzofen-Kaffeerösterei kennen. Fasziniert von der Qualität, die er mit seinem "Kaffeeröster" mit einer Buchenholzbefeuerung erzielte, beschloss ich, selbst mit dem Kaffeerösten nach der venezianischen Kaffeerösterschule zu beginnen.
Und auch diese Entscheidung war glücklicherweise richtig!
Denn nicht nur in der Gastronomie, sondern auch bei vielen privaten Kaffeefreunden wird mein Kaffee „Caffè del Gianni“ immer beliebter.
So bin ich meinem Grundsatz, Genuss und damit Wohlbefinden zu verbreiten, stehts treu geblieben.
Johann Niedermayer